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Transformation der Agenturen: Ein Wandel steht bevor (Teil2)

In 5 Jahren wird es Agenturen, wie wir sie heute kennen, nicht mehr geben, so meine These, wie Sie im ersten Teil ...


In 5 Jahren wird es Agenturen, wie wir sie heute kennen, nicht mehr geben, so meine These, wie Sie im ersten Teil unserer Serie „Transformationen der Agenturen“ vielleicht bereits lesen konnten. Ein dort genannter Grund war die problematische Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Ein weiterer ist der Wandel des Projekt- hin zum Produktgeschäfts.

 

Projektgeschäft nicht zukunftsfähig

Das Agenturmodell befindet sich in einem organisatorischen Dilemma durch die Komplexität der Organisation, Effizienzprobleme im Projektgeschäft und immer häufiger durch Kosten der Transformation.

Agenturen werden zudem hauptsächlich als Dienstleister und Berater gesehen, sie bieten ihre Expertise in hochkomplexen Projekten an. Sie gehen mit ihren Kunden in den Austausch, führen aufwendige Beratungsgespräche und Workshops. Auf der anderen Seite steht der Kunde mit seinen Anforderungen. Er sieht Veränderungen und Neuheiten am Markt und will diese in sein Unternehmen implementiert haben. Agenturen reagieren auf diese Wünsche.

Agenturen bieten reaktiv Leistung,
statt proaktiver Lösungen.

Und da liegt die Krux, denn letztlich sucht der Kunde gar nicht nach all dem Wissen, sondern viel mehr nach Ergebnissen. Es werden selbsterklärende Systeme gefordert. Digitale, individuelle Lösungen überfordern den Kunden in ihrer Komplexität, dem Integrationsaufwand und nicht zuletzt in den Kosten. 

 

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Brainstormings lassen sich leider selten zu Geld machen

 

Low code, high revenue

Eine Entwicklung, die dieses Argument unterstützt, ist der Trend zum Low Code. Nach diesem Konzept werden Software-Lösungen so entwickelt, dass sie ohne Entwickler (-kenntnisse) bedient werden können. Nicht nur Websites werden so vom Unternehmen selbst per Drag-and-Drop zusammengestellt, ganze Marketing-Automatisierungen können mit intuitiven Editoren, u.a. von Salesforce, ganz eigenständig erstellt werden. Natürlich kommen diese Lösungen schnell an ihre Grenzen, aber der Markt stellt Geschwindigkeit über Individualität:

“Nobody cares that you’re using a tricked-out webpack setup with Tailwind and a complex continuous integration build stack anymore. The drag ’n drop builder just did what you do in a fraction of the time, and it’s already online and providing product-market fit.”

Pete Sena 

Die Vorteile von Low Code, so Franziska Kunz auf Handelskraft, sprechen für sich:

  • Schnelle, nutzbare Ergebnisse
  • Zeit- und Kostenersparnis
  • Wirkt IT-Ressourcenmangel entgegen

In 2024, so Gartner, wird 65% der App-Entwicklung auf entsprechende Low Code Plattformen stattfinden. Ein Trend also, der von Agenturen ernstgenommen werden muss. Denn, warum sich von einer Digitalagentur für 100.000€ eine Corporate Website auf den Leib schneidern lassen, wenn initial eine selbst erstellte Seite für 1/100 des Budgets möglich ist.

 

Einfache Produkte statt komplexer Dienstleistung

Agenturen sollten sich also mehr auf eigene, fertige Produkte konzentrieren, den Kunden einen schnellen erkennbaren Mehrwert bieten, statt kleinteilig die Kundenwünsche individuell und mit viel Aufwand umzusetzen.

Technologien und Tools
als Lösung sind gefragt.

Warum dies so ist und gerade im B2C-Markt auf Zustimmung trifft, lässt sich vor allem auf zwei Prinzipien als Anforderung zurückführen:

  • Das „Apple-Prinzip“: Die Bedienung der Apple-Geräte ist für jedermann selbsterklärend. Die einfache Bedienung wird mittlerweile als grundlegende Voraussetzung angesetzt. Der Nutzer will nicht den technischen Vorgang verstehen, für ihn ist das Ergebnis relevant. Apple hat es geschafft, die Prozesse, Bedienung, Fehlermeldungen etc. in der Außendarstellung und im Verständnis auf das für den Nutzer Wesentliche runter zu brechen, so dass die Bedienung einfach und schnell ist.
  • Tooling: Anbieter wie Shopify oder Shopware bieten eine fertige Lösung, die zwar individualisierbar ist, aber auch ohne große Anpassungen funktioniert und keine Fachkenntnisse zu betreuen erfordert. Die Kunden werden somit flexibler und erhalten kostengünstig eine Lösung, die funktioniert und den Großteil ihres Bedarfs abdeckt. Der ungleich große Kosten- und Zeitaufwand für die vollständige individuelle Entwicklung eines eigenen Tools ist aus Kundensicht somit wenig attraktiv.

Ein Wandel der Agentur-Welt steht also bevor, der ganze Geschäftsprozesse beeinflussen wird. Lesen Sie im nächsten Teil, welche Herausforderungen dabei für B2B- und B2C-Agenturen entstehen und welche Entwicklungsrichtungen ich in diesem Kontext identifiziert habe.

 

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Dieser Text enstand mit meinen Kolleginnen Anja Sieweke und Sina Kliemann.

 

Hier geht es zum 3. Teil der Artikelserie.

 

 

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