B2B

Bestandsverfügbarkeit im B2B-Onlineshop

Die Diskussion um die Lagerbestandsverfügbarkeit in B2B-Onlineshops und die diesbezogene, prozessuale Arbeitsteilung ...


Die Diskussion um die Lagerbestandsverfügbarkeit in B2B-Onlineshops und die diesbezogene, prozessuale Arbeitsteilung zwischen ERP- und Onlineshop-System ist spannend.
Eine genaue Verfügbarkeitsprüfung kann regelmäßig periodisch (intervall-gesteuerte Synchronisation) oder zum Zeitpunkt der Bestellung (durch ergänzende Webservices) erfolgen.
Über das ERP-System wird ein genauer Wunschtermin für die Lieferung an einen bestimmten Lieferort geplant.
Weitergehende Ansätze wie bspw. Echtzeitauskunft bei direkt auf Datenbankebene integrierten Systemen oder komplexe ATP-Berechnungen durch Order-Management-Systeme sind vielleicht leistungsfähiger, aber aufgrund der anzunehmenden Datenaustauschmöglichkeiten (SOAP, CSV) der in der Regel heutzutage vorhandenen ERP-Systeme weniger verbreitet.

Regelmäßig ist das ERP das führende System. Der Lagerbestand wird im ERP über alle Lieferkanäle hinweg als einzige Quelle der Datenwahrheit geführt. Die Information für den Online-Shop über den Bestand im ERP ist die Bestandsverfügbarkeit. Der Abgleich der Bestandsverfügbarkeit erfolgt je nach den Möglichkeiten des Systems nicht seltener als einmal pro Tag/Nacht und nicht häufiger als stündlich.

 

Nahezu in Echtzeit

Wird von Kunden in B2B-Geschäftsmodellen eine aktuellere Bestandsverfügbarkeit (nahezu in Echtzeit) erwartet, so kann dies auch in bestehenden ERP-Systemen über ergänzende Webservices, meist über SOAP/XML, gelöst werden. Je mehr Möglichkeiten das ERP-System zum Datenaustausch bietet, desto besser (viele Shopsysteme unterstützen REST/JSON, GraphQL). Hier wird zum Zeitpunkt der Bestellung während des Bestellvorgangs eine Abfrage ausgelöst. Diesen Available-to-Promise (ATP) Ansatz gibt es auch in SAP-Systemen.

 

Verfügbar bis zum Versprechen

Die Available-to-Promise (ATP) Information ist die Bestandsverfügbarkeit, die nach Verrechnung der Dispositionen zum aktuellen Zeitpunkt verbleibt. Unter Dispositionen versteht man hier die Zusagen von Wunschliefermengen zu bestimmten Lieferterminen an bestimmte Lieferorte. Hier wird die Information über die genaue, verfügbare Liefermenge und den Liefertermin zum Zeitpunkt der Bestellanforderung ausgegeben. Aus technischer Sicht möchte ich aber auch hier nicht von einer Echtzeitverfügbarkeit der Bestände sprechen. Das schafft eine falsche Erwartungshaltung.

 

Grundlegende Komplexitäten

Ich denke, dass es neben der Aktualität weitere relevante Komplexitäten bei der Berechnung der Lagerverfügbarkeit geben kann. Die Visualisierung von Bestandsstatus, Durchlaufzeiten, Wiederbeschaffungszeiten kann ohnehin anspruchsvoller sein als die reine Ampelanzeige mit Statusinformationen.

Eine kundenspezifische Personalisierung (nach Login) nicht nur von Preisen, sondern auch von Lagerverfügbarkeit, Liefermengen und Lieferterminen ist im B2B-E-Commerce üblich. Insbesondere wenn der Online-Shop später als Vertriebskanal hinzugekommen ist, können Kontingente (Puffer) für andere Vertriebskanäle vorgehalten oder Bestellmengen begrenzt werden.

 

Auftragsmanagement

Ein eigenständiges Auftragsmanagement spielt heute im Setup zwischen ERPs und Onlineshops kleiner und mittlerer Unternehmen noch keine Rolle, aber spezialisierte Shopsysteme bieten einige Funktionen für das Auftragsmanagement von B2B-Bestellungen: Dazu gehören Termin- und Sammelbestellungen, Auftragssplitting und die Auswahl mehrerer Auslieferungslager. Dabei wird die betriebswirtschaftliche Logik der auftragsbezogenen Aufteilung und der (wiederkehrenden) Auslösung von Aufträgen häufig im Shopsystem angesiedelt und dann als differenzierte Einzelaufträge an das ERP übergeben. Bei mehreren Lagern werden die Mengen und Priorisierungen der Bestände in den verschiedenen Lagerorten meist aus dem ERP bezogen. Bei Produktsets oder -bündeln können die Lagerbestände unterschiedlich gehandhabt werden. Sets sind lose Zusammenstellungen einzelner Produkte mit jeweils eigenem Bestand, während Bundles eigenständige Produkte mit Bündelbestand sind. E-Commerce und ERP-Terminologie haben hier jedoch unterschiedliche Definitionen.

 

Beispiel einer Ersatzteilbestellung mit ERP-Integration

Nach Login und Produktauswahl prüft der Einkäufer des Kunden die Verfügbarkeit der Bestände im Rahmen seines persönlichen Produktkatalogs, ggf. auch die Bestandsverfügbarkeit nach Lager, wenn eine Auswahl mehrerer Lager möglich ist. Die Preisfindung erfolgt zu ausgehandelten, kundenspezifischen Vertragspreisen und unter Berücksichtigung von Mengenrabatten. Der Käufer bestimmt eine zugesagte Verfügbarkeit zu einem bestimmten Liefertermin. Nach Abschluss der Bestellung kann der Käufer im Kundenkonto aktiv den Bestellstatus überprüfen und die Verfolgung der Warensendung einsehen, oder er wird passiv durch E-Mails mit personalisiertem Inhalt informiert.

 

Anmerkung:
Dieser Text ist in Zusammenarbeit von unserem COO Ingo Hagemann sowie unserem Lead Project Manager digital Stavros Kyriakidis als Antwort auf einen Austausch auf LinkedIn mit dem Host des Podcasts WSBRock, Sam Gupta, entstanden. 

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